Waldtag am 9. Oktober 2011
● Waldführung am Harberg
Jahr des Waldes
Im Jahr des Waldes hatte der Heimatverein Mündling kürzlich zur Waldführung am Harberg eingeladen. Erster Bürgermeister Wolfgang Kilian begrüßte die 35 Wald- und Holzinteressierten und den Förster Werner Diemer, einen gebürtigen Harburger, der sich für die Exkursion zur Verfügung gestellt hatte. Kilian erklärte, dass die Stadt Harburg über 220 Hektar Waldfläche verfüge, die größten Teile davon stammen aus Mauren, Ebermergen und Mündling. Er dankte Werner Diemer, der seit fünf Jahren für die städtischen Waldungen zuständig ist und seine Aufgaben bestens bewältige.
Eine wieder freigelegte Eiche mit einem Kronendurchmesser von cirka 30 Metern konnte bestaunt werden. Das Alter kann nur geschätzt werden so der Förster, sie dürfte 150 oder auch schon 250 Jahre alt sein. Seit das Buschwerk ringsum entfernt wurde, zeigt sich das Naturdenkmal in Begleitung einer Buche, dem Besucher von seiner schönsten Seite. In seiner Jugendzeit stand das Prachtexemplar auf einer Weidefläche, die aber Ende des 18. Jahrhunderts aufgeforstet wurde. Der Wald ist in unserem intensiv genutzten und dicht besiedelten Land ein wichtiger naturnaher Lebensraum. Vor allem artenreiche Waldbestände bieten einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen, darunter auch seltenen und gefährdeten Arten, günstige Lebensbedingungen. Eine standortgerechte, möglichst naturnahe Waldbewirtschaftung erhält die biologische Vielfalt in den Wäldern und ermöglicht ihre nachhaltige Nutzung. Dabei sollen die für die Wuchsgebiete jeweils typischen Wälder in ausreichender Größe sowie in charakteristischer Struktur und Baumartenzusammensetzung erhalten werden. Im Donau-Ries gibt es einige Naturreservate mit Größen von einem bis zwanzig Hektar. Sie sind von jeglicher Nutzung freigestellt und dienen in erster Linie der Beobachtung der natürlichen, vom Menschen unbeeinflussten Waldentwicklung. Die dort gewonnenen Erkenntnisse werden für die naturnahe Waldbehandlung genutzt. „Wer Holz ernten will, muss Bäume pflanzen!“ Wenn man bedenkt, dass die Bäume die wir jetzt setzen,
erst von unseren Enkeln geerntet werden können, dann will das Konzept gut durchdacht sein. Holz ist und bleibt ein wichtiger und unverzichtbarer Rohstoff, deshalb ist es vorrangiges Ziel der Forstpolitik, die Waldflächen zu erhalten, den Wald vor schädlichen Einwirkungen zu bewahren und die lebenswichtigen Waldfunktionen dauerhaft zu sichern. Aufgrund der Entwicklung in den letzten Jahrhunderten ist der Anteil der Laubwälder stark zurück gegangen, an ihre Stelle traten oft Nadelwälder. Vorrangiges Bestreben der naturnahen Forstwirtschaft ist es, diese Bestände in stabile, ökologisch wertvolle Mischwälder aufzuforsten.
Es werden Mischungen wie Buche, Eiche, Esche oder
Kirsche zusammen mit Nadelhölzern, darunter auch die schnellwachsende Douglasie verwendet. Gepflanzt werden die Setzlinge im Reihen-Abstand von zwei bis zweieinhalb Metern. Die Pflege der jungen Bäume soll früh, oft und mäßig erfolgen, so der Förster. Um dem Wildverbiss entgegen zu wirken, wird an jeder Pflanze ein Schutz angebracht oder um größere Anbauflächen Zäune errichtet.
Extreme Witterungsverhältnisse wie starker Nassschneefall, Sturm, Frost und langanhaltende Trockenheit fügen den Wäldern immer wieder schwere Schäden zu, die dann in der Folge aufgearbeitet werden müssen. Der naturnahe Waldbau setzt voraus, dass die Bestände mit Holzabfuhr- und Rückewege intensiv erschlossen sind. Sorgfältige und verjüngungsschonende Fälltechniken sowie
möglichst schadfreies Holzrücken ermöglichen erst eine gezielte Naturverjüngung.
Viele Arbeiten im Wald werden durch Unternehmer mit entsprechenden
Gerätschaften erledigt, die Papierholzernte erfolgt unter anderem in Handarbeit
von Waldarbeitern aus dem Ostblock. Diemer erklärte weiterhin, dass die bei uns
selten vorkommende und geschützte „Elsbeere“, bis zu 20 Metern werden könne
und zum Baum des Jahres ernannt wurde. Rupert Litzel dankte im Namen des
Heimatvereines Werner Diemer für seine interessante und aufschlussreiche
Führung und für die Erkenntnis, dass unsere Wälder nur gesund und
funktionsfähig bleiben, wenn jeder Einzelne sich dafür einsetzt; denn der Wald
geht uns alle an.