● Auf den Spuren der Staufer
Kreisheimatpfleger Bäcker referiert in Mündling
Die Zuhörer waren über das immense Wissen Bäckers erstaunt, welches er aus dem Stegreif zu den gezeigten Bildern vermittelte. Der Frühgeschichtler mit Leib und Seele weiß wovon er spricht, denn er hat alle betreffenden geschichtsträchtigen Orte in Italien aufgesucht. Martin Gehring, Vorsitzender des Heimatvereines Mündling, begrüßte die zahlreichen Besucher, die Stadträte und insbesondere den Referenten Erich Bäcker und Dr. Ottmar Seuffert, den 1. Vorsitzenden des Historischen Vereines für Donauwörth und Umgebung. Das Nibelungenlied ist für den Referenten eine politische Dichtung, in der sich die Situation der Stauferzeit widerspiegelt. Der wichtigste und einzigste Donauübergang zwischen der Fränkischen Jura und Schwäbischen Alb, also zwischen Ulm und Regensburg, lag in Donauwörth. Der Weg dorthin führt entlang der Wörnitz. Bäcker ist der „Heerstraße“ gefolgt, die er in einem Urkataster entdeckt hat. Diese Handels- und Pilgerstraße war außerdem durch staufische Burgen und Warten gesichert, wobei die Mangoldsburg in Donauwörth einen wichtigen Eckpfeiler darstellte; außerdem Wörnitzstein, Ebermergen, Wöllwart, Harburg, Oettingen, Hainsfarth, Auhausen und andere. Bäcker geht davon aus, dass die Nibelungen nach Angaben des Dichters auf ihrem Zug zum Hunnenkönig nach Ungarn entlang der Wörnitz reisten und dabei auch am Kloster und der Burg Auhausen vorbei kamen. Ein eingemauerter Löwenkopf an der Westseite der Harburger Burgmauer ist ein wichtiges Indiz auf die Staufer und auch die beiden Burgfriede, welche frühestens ab 1106 mit Buckelquadern im italienischen Stil aufgebaut wurden. Dabei wurden im oberen Teil ältere Materialien verwendet, was auf einen vorausgegangenen Abbruch hindeutet.
Die Türme der Burgen und Warten lagen immer in Sichtweite zugleich gegen Süden und Norden zueinander, um wichtige optische und akustische Signale zu übermitteln. Dies geschah mit Flaggensignalen, einem Metallspiegel beziehungsweise nachts mit einer Glaskugel und einem dahinter aufgestellten Licht. Um politische Gegner fernzuhalten, wurde zum Beispiel in Wörnitzstein, 1318 als „Castrum antiquum“ bezeichnet, anstelle der Burgwarte eine Kapelle errichtet. Der „Sualafeldgau“ begann westlich der Altmühl und endete an der Wörnitz. Hier waren treue Gefolgsleute, so genannte Reichsministeriale beheimatet wie die Grafen von Lechsgemünd, Diepold von Schweinspoint, Heinrich von Calden, der Minnesänger Hartmann von Aue (Auhausen) und Konrad von Heimesfurth (Hainsfarth). Heinrich VI, der Sohn Kaiser Friedrich Barbarossas und Beatrix von Burgund, heiratet die wesentlich ältere Konstanze, eine Erbin Siziliens. Er trägt nicht die gewinnenden Züge seines Vaters, sondern war eine rein politische Natur, ehrgeizig, ruhelos und von höchsten unsagbaren Wünschen der universalen Oberlehensherrschaft besessen. Er wurde bereits 1169 zum Deutschen König gewählt. 1186 wurde er in Italien zum König gekrönt und fünf Jahre später erfolgte durch Papst Coelestin III die Krönung zum Kaiser, dafür überließ er den Römern die kaisertreue Stadt Tusculum. Der erste Feldzug führte den Kaiser nach Neapel, Berthold von Lechsgemünd und Diepold von Schweinspoint begleiteten ihn. Diepolds Burg und Ökonomiegebäude im Wald zwischen Neuhausen und Gansheim verfielen, da er sich in Italien niedergelassen hatte und mindestens dreißig Jahre seines Lebens dort verbrachte. Er brachte es in kurzer Zeit zum Grafen von Acerra, Justitiar der Terra di Lavoro und später zum Herzog von Spoleto. Bäcker wies an dieser Stelle auf die enorme logistische Leistung hin, da die gesamte Strecke mit Pferden bezwungen werden musste.
1194 bricht der Kaiser zum zweiten Feldzug nach Italien auf, um Neapel und das Königreich Sizilien zu erobern. Rudeger von Mundelinga, ein tüchtiger, treuer Heerführer und Begleiter des Reichsmarschalls Heinrich von Calden waren unter seinen persönlichen Bewachern. Hier Aussprüche des von Calden: „Jetzt ist es an der Zeit, Eisen statt Gold anzulegen“ und „der schönste Schmuck eines Ritters sind die Schweißperlen nach der Schlacht“. In Palermo erlebten sie einen wahren Triumphzug: Die Bevölkerung, damals ohne Regierung, empfing sie am 20. November 1194 mit Teppichen, Blumen, Gold und Silber. Rudeger von Mundelinga war im Jahre 1190 in einen Prozess um eine Kirche in Rudelstetten verwickelt. Er war vermutlich im Gefolge des Reichsmarschalls Heinrich von Calden (Kalentin) vom Frühjahr 1194 bis zum Frühjahr 1199 in Italien, Konstantinopel und Akkon. In einer Kaiserurkunde für den treuen Marschall Heinrich, ausgestellt im Walde Linaria (Jagdlager) am 3. August 1197 in Sicilia, erscheint Rudegerus de Mundelingen als Zeuge unter anderen hochrangigen Persönlichkeiten des Reiches. Nach den Feldzügen kehrt er vermutlich nach Mündling zurück und baut sich unweit des heutigen Dorfes ein Turmhaus, das aus einer stabilen Holzkonstruktion mit Ummauerung im unteren Bereich bestand. Aus Funden geht man davon aus, dass die umbaute Fläche ca. 17 Meter im Quadrat betrug. Die Anregung für ein derartiges Bauwerk hat er sicher aus fernen Ländern mitgebracht. Seine Ausrüstung soll den Wert von einem beachtlichen
Hof gehabt haben. Von dem Reichsmarschall Heinrich von Calden/Pappenheim ist bekannt, dass er in Kaisheim begraben liegt und bis zum Jahre 1803 ein ewiges Licht auf seinem Grab gebrannt haben soll.
Gehring dankte dem Kreisheimatpfleger für den interessanten Abend und überreichte ihm ein Präsent. Er kündigte die in wenigen Wochen stattfindende Flurwanderung an, welche Erich Bäcker auch begleiten wird.
Erich Bäcker bei seinen Erklärungen