Maiwanderung in der heimatlichen Flur
Die jährliche Maiwanderung hat in Mündling Tradition. Bereits zum zehnten Male seit seiner Gründung im Jahre 1996 lud der Heimatverein Mündling zur Wanderung durch die heimatliche Flur ein. Knapp einhundert Interessierte waren der Ein-ladung gefolgt, darunter auch wieder einige auswärtige Gäste.
Nach der Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden Martin Gehring übernahmen Josef Wenninger und Josef Reitsam die Führung.
Ausgangspunkt war die Luggasse und führte in südliche Richtung, Wenninger vermittelte unterwegs einiges Wissen aus längst vergangenen Zeiten über die Bedeutung der Flurnamen. „Luhäcker“ wird so bezeichnet, weil dieses Gebiet in der Nähe des Waldes gelegen oder durch Waldrodung gewonnen wurde. Auf den „Priel-Wiesen“ (= gute, fette bis sumpfige Wiesen) haben Kinder früher Schlagball gespielt, die Beschaffenheit des Grases konnte durchaus mit dem Rasen in Wimbledon, so Wenninger, verglichen werden. Die Wiesen am Ortsrand waren meist mit einer Hecke oder einem Zaun eingefriedet und zum Dorf hin mit einem „Stiegel“ abgesperrt und zwar in jener Zeit, als das Weiderecht für Rinder und Schweine noch ausgeübt wurde. Dazu mussten die Tiere im Frühjahr und Herbst in den Wald getrieben werden. Bei einem Stiegel wurden bis zu einer Höhe von 70 Zentimeteren quer Bretter angebracht, um Enten, Gänse, Schweine und Rinder von den angrenzenden Wiesen fern zu halten. Auf dem „Zimmermannsplatz“ bearbeiteten die Zimmerleute das Bauholz. Der „Mittlere Weg“ bezeichnet den Weg mitten durch die Felder.
„In der Schranne“ wurde früher das Dorfgericht abgehalten. Aus mündlichen Überlieferungen weiß Wenninger noch, dass am Sonntag erst zur Kirche geläutet wurde, wenn der „Schrantbauer“ mit seinem Fuhrwerk bereits in Sichtweite war. Grundstücke auf dem „Adlisberg“ befanden sich im Besitz der Mündlinger Dorfadeligen und wurden im Jahre 1338 von den Edlen zu Mündling an Kaysersheim verkauft. Mauerreste sind ein Indiz dafür, dass dieses Gebiet ehemals bewohnt war. Im „Buchhorn“ bestand der Höhen-vorsprung zum größten Teil aus Buchenwald, welcher sich wie ein Horn in die gerodete, zu Äckern und Wiesen umgewandelte Waldfläche schiebt. Lange Zeit wurde gerätselt, ob es vielleicht auch Buchhorn-Höfe gegeben haben mag. Der „Gassacker“ ist zu beiden Seiten mit einem künstlichen Weg eingefasst. Die Erträge der „Seelenäcker“ waren hauptsächlich für die Armen und Kranken bestimmt oder wurden zur Lesung heiliger Messen zum Heil und Nutzen der „Armen Seelen“ verwendet. Im „Maßhalter“ = Wiesen und Äcker mit Feldahorn, wurde ein Steinmesser aus der Steinzeit gefunden, das sich im Heimatkundlichen Museum in Donauwörth befindet. Die „Schwarzäcker“ lassen auf eine frühere Siedlung schließen, was jedoch nicht typisch für eine römische Siedlung ist. Vielleicht hat das Gebiet auch seinen Namen deshalb, weil die Erde hier, wie auch im Ries, schwarz ist; es könnten hier aber auch Wildschweine gehaust haben. Der Boden im „Wetterreiß“ weist nach Wetterstürzen oftmals gerissene Rinnen auf. Das „Moosheimerkreut“, eine etwas höher gelegene Waldrodung, wird deshalb so genannt, weil hier reichlich Moos gedieh.
„Moosi“ = Osing, zu altdeutsch: osanc – die Brandrodung wurde als allgemeine Weide genutzt und im Jahre 1873 an die 78 Rechtler aufgeteilt.
Das „Ergenholz“, auch Herrgottsholz, war im Jahre 1550 dem Kirchenbesitz Heilig Kreuz, Kaisheim und Zirgesheim zugehörig.
Laut Josef Reitsam wurde der Gemeindewald im Zuge der Aufteilungsverhandlungen 1982 geteilt: Die Rechtler erhielten einen Waldanteil von vierzig Prozent, die Eigentumsfläche ist an die Waldgenossenschaft Mündling übergegangen. Seitdem gibt es die Bezeichnung „Rechtler“ nicht mehr.
Neben dem Laubrecht umfasste das frühere Geäckerrecht auch ein Weiderecht. Auch das Klauben von Bucheckern und Eicheln war von großem Nutzen, wurden diese doch zur Ölher-stellung benötigt.
Im Talgrund zwischen Mündling und Gunzen-heim wurde 1903 mit dem doppelgleisigen Bahnbau Donauwörth-Treuchtlingen begonnen. Durch die Vollendung der Bahnlinie Donauwörth-Treuchtlingen wurde die kürzeste Verbindung zwischen Augsburg und Nürnberg geschaffen, der erste Zug fuhr schließlich im Herbst 1906.
Gunzenheim besitzt die größte Waldflur Bayerns, so steht es in den Salbüchern von 1300 über das Gunzenheimer Gefälle.
Die mit „Kapellenäcker“ bezeichneten Wiesen und Äcker, befinden sich an der Kapelle „Zur heiligen Familie“. Das Kirchlein wurde 1879 erbaut und in den Jahren 1931 und 1990 renoviert. In unmittelbarer Nähe steht ein Naturdenkmal, eine etwa zweihunderfünfzig Jahre alte Linde. Wenninger beendete die Führung mit den Worten: „Wer nicht Wurzeln hat, wächst in keine Zukunft“.
Zum Abschluss gab es Kaffee und Kuchen.