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 Maiwanderung 2013

 

 

Grüß Gott in Mendle
 
Dorfführung
 
In Zusammenarbeit mit dem Harburger Bildungswerk veran-
staltete der Heimatverein erstmals eine Dorfführung. Bei herrli-
chem Frühlingswetter kamen über 120 Interessierte, darunter
auch viele Auswärtige zusammen, um mehr über die Ge-
schichte des schmucken Dorfes zu erfahren. Im Namen des
Bildungswerkes begrüßte Doris Thürheimer die Gäste und
übergab dann das Wort an den Historiker Josef Wenninger.
Treffpunkt war vor der alten Sc
hule, einem stattlichen Gebäude
vor der Kirche. Diesseits der Wörnitz ist die Begrüßung „Grüß
Gott in Mindli“, wogegen es jenseits der Wörnitz „Grüß Gott in
Mendle“ heißt, wie Wenninger feststellte. Mündlings Stadtrat
Rupert Litzel skizzierte viele wichtige Eckdaten der Dorfge-
schichte. Weit über die Grenzen hinaus bekannt sein dürfte der
Fund des Faustkeiles im Jahre 1962 im Bereich des Birkhau,
dessen Alter auf 130.000 Jahre datiert wird, das Original liegt
in der Dominikaner Kirche in Augsburg.
Die dem Heiligen Johannes des Täufers geweihte Kirche ge-
hört zu den sieben ältesten Kirchen im Bistum Eichstätt. Im
Jahre 805, unter der Herrschaft Karl des Großen, wird Münd-
ling in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch bei
Mainz erstmals erwähnt. Ein gewisser Christian, vermutlich ein
Edelmann von Mündling schenkt dem Kloster das Dorf mitsamt
der Kirche. Der Ellerbach in der westlichen Flur stellte die
Grenze zwischen Pfalz-Neuburg und der Grafschaft Oettingen
dar. Der kleine Grenzfluss mündet bei Ebermergen in die Wörnitz.
Ein Großbrand am 24. Juli 1848 war für das Dorf wohl das
schrecklichste Ereignis in seiner Geschichte. Fünf Menschen
verloren ihr Leben und 47 Familien ihr Hab und Gut. Das Feuer
hatte seinen Ursprung am „Moir-Hof“ und Wind begünstige das
Übergreifen auf die anderen mit überwiegend Stroh gedeckten
Häuser.
Im Jahre 1874 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet.
1891 ließ der damalige Pfarrer Joseph Hager eine Lourdes-
Grotte errichten. Ein Kleinod, das auch heute noch gerne, oft-
mals auch von Fremden besucht wird.
Im Jahre 1898 formierte sich aus Feuerwehrlern ein Gesangs-
verein, der sich seit 1977 als gemischter Kirchenchor präsen-
tiert. 1901 folgte die Gründung des Soldaten- und Kameraden-
vereines. 1903 wurde mit dem doppelgleisigen Bahnbau Do-
nauwörth – Treuchtlingen begonnen und konnte drei Jahre
später dem Bahnbetrieb übergeben werden. Im Jahre 1908
wurde die Schützengesellschaft ins Leben gerufen.
Der 1. Weltkrieg brachte auch in Mündling viel Unglück über
die Familien. 18 Männer kehrten nicht mehr in ihre Heimat zu-
rück. Im Jahre 1925 wurde der Obst- und Gartenbauverein gegründet.
An den 2. Weltkrieg denken die Mündlinger auch heute noch
mit Schrecken. Von 152 eingezogenen Soldaten sahen 51 ihre
Heimat nie wieder. Beim Einmarsch der Amerikaner am 24.
April 1945 kam die Lehrerin Hedwig Merkle vor der Schule ums
Leben. Vor einigen Jahren haben Georg Schrödle und Wilhelm
Lechner am Schulhaus eine Tafel angebracht zum Gedenken
an dieses furchtbare Unglück. 1960 wurde zu Ehren der gefal-
lenen Soldaten beider Weltkriege neben dem Eingang zur Kir-
che ein Kriegerdenkmal errichtet.
Große Probleme mit dem Wasser gab es in Mündling immer
schon. 1966 hat die Gemeinde schließlich entschieden, eine
zentrale Wasserversorgung zu bauen und trat dem Ries-
wasserzweckverband bei. In dieser Zeit erfolgte auch die In-
stallation der Kanalisation und das Teeren der Straßen. Im Zu-
ge der Flurbereinigung von 1969 bis 1974 wurden 1254 Hektar
bereinigt.
Unter dem Bürgermeister Josef Koch wurde das Dorf 1971 der
Stadt Harburg eingemeindet und ist seitdem ein Stadtteil von
Harburg. 1972 wurden der Sportverein und die Katholische
Landjugendbewegung gegründet.
Der wohl bekannteste Pfarrer der je in Mündling gewirkt hat,
dürfte Karl Schmidt sein. Während seiner Amtszeit von 16 Jah-
ren hat er unglaublich viel im Dorf bewegt und geleistet. Unter
seiner Führung erfolgte die Restauration der Kirche, die Sanie-
rung des Pfarrhauses und des Pfarrstadels. Er war nebenbei
nicht nur ein genialer Baumeister, auch Fußballspielen und
Schafskopfen bereiteten ihm Freude. Mit seinen Ministranten
ist er regelmäßig ins Schwimmbad gefahren und hat ihnen das
Schwimmen beigebracht. Er war eine Persönlichkeit, die immer
noch gern nach Mündling zu Besuch kommt.
Mitte der achtziger Jahre wurde der neue Sportplatz nahe am
Dorf errichtet und anschließend das Sportheim gebaut. Seit
1996 gibt es in Mündling auch eine Reservisten-
Kameradschaft und einen Heimatverein. Die Vereinsräume des
Heimatvereines befinden sich in der ehemaligen Schule, für
deren Sanierung 3000 freiwillige Helferstunden geleistet wur-
den. Durch diesen Verein ist mit seinem Vorsitzenden Martin
Gehring reges Leben ins Dorf gekommen, die größten Aktio-
nen waren das Erarbeiten eines Heimatbuches, die
1200Jahrfeier und das kleine historische Dorffest an Pfingsten
in diesem Jahr.
Wie Litzel weiter ausführte, dürfen wir stolz darauf sein, zwei
gutgehende Gastwirtschaften, eine Reihe von Handwerksbe-
trieben, einer Raiffeisenbank mit Lagerhaus und genügend
Bauplätze zu haben. Für Naturliebhaber nannte er den heide-
bewachsenen Harberg wo noch der Schusternagel = falscher
Enzian und die Küchenschelle zu finden sind und den Silber-
see. Zum Verweilen die Kapelle zur Heiligen Familie und die
sagenumwobene Wichteleshöhle am Gerlesberg, wo nach
Wenningers Aussage die Wichtel angeblich in einem unterirdi-
schen Gang nach Sulzdorf gelangten.
Wie in allen Dörfern fand auch in Mündling ein bewegter
Wechsel des Besitztums statt. Über dreihundert Jahre gab es
auch eine Brauerei mit massivem Kellerbau, vor gut einhundert
Jahren wurde das Bierbrauen jedoch eingestellt.
Im alten Lagerhaus lagerten früher Kohlen, Futtermittel, Kunst-
dünger und eine Saatgutreinigung. Während der Planwirtschaft
im 2. Weltkrieg mussten hier die Trommeln der Zentrifugen ab-
geliefert werden, um die private Herstellung von Butter zu ver-
hindern.
Auf der „Baderwiese“ befand sich ein Bad, eingefriedet mit ei-
ner Hecke. Von 1725 bis 1780 gab es einmal im Jahr einen
Jahrtag pro Hof, dies war ein Festtag für den jeweiligen Land-
wirt, der dazugehörige Gottesdienst kostete 10 bis 20 Gulden
je nach Größe des Anwesens. Zwölf Bauern, die ein doppeltes
altes „Beet“ hatten, waren verpflichtet, dem Meßmer einmal im
Jahr einen Fastenlaib = selber gebackenes Brot zu bringen.
Brunnen gab es mehrere im Dorf, doch als im Umkreis von Ei-
nem Anfang des 19. Jahrhunderts einige Menschen innerhalb
kurzer Zeit an Typhus starben, vermutete man, dass dieser
verunreinigt ist und fortan durfte aus dem Typhusbrunnen kein
Wasser mehr entnommen werden.
Das Äußere der Kirche wirkt sehr schlicht und verrät kaum et-
was darüber, welche prächtige Fülle den Besucher im Inneren
erwartet. Im Mittelpunkt stehen Darstellungen des Kirchen-
patrons, des Hl. Johannes des Täufers, zudem findet man etli-
che Hinweise auf die frühere Verbindung zu dem Benediktiner-
kloster Heilig Kreuz.
Bevor die Führung bei Kaffee und Kuchen im Pfarrstadel ende-
te, sangen die Mündlinger Sängerinnen mit ihren harmoni-
schen Stimmen das von Irma Dannemann gedichtete und von
Thomas Lier komponierte Heimatlied.

 

 

       
       
       
       

 

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