Flurführung über die Römerstraße zum Biberhof
Bei herrlichem Frühlingswetter machten sich 39 Interessierte auf,darunter wieder einige Auswärtige, um Mündlings Flur teils
entlang der östlichen und nördlichen Flurgrenze zu erkunden.Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Martin Gehring,
übernahm Josef Wenninger die Führung.
Ausgangspunkt war das Mittelfeld im Osten des Dorfes, hierführte ehemals ein, bis zu drei Meter tiefer, Hohl- und römischer
Fahrweg nach Sulzdorf, der 1967/68 im Zuge des Dorfausbausmit Aushubmaterial aufgefüllt wurde. Die Wegeführung
ging von Mündling Richtung Westen über die „Villa Rustica“bei der Olachmühle über Huisheim, Munningen zum Castell
Oberdorf.
Die Hohlwege im Wald wurden von den Soldatender Donauwörther Kaserne an der Stadtmauer in den Jahren
1860 bis 1870 mehrmals für Übungszwecke benutzt. Ein alter Grenzstein ist noch Zeuge der Abzweigung von Sulzdorf nach
Kaisheim
Zwischen Akazienbäumen errichtete Josef Koch im selben Jahr am Wegrand für seine 1963 tödlich verunglückte Frau eine
Kapelle.
Auf der alten Wegtrasse wurde für die Olympiade 1936 in Berlin ein armdickes Telefonkabel verlegt, das bei Flur- bereinigungsarbeiten berücksichtigt werden musste. Als in der Mündlinger Schule noch unterrichtet wurde, befanden sich hier außerhalb des Dorfes auch ein Turnplatz und Krautgärten.
Unterwegs vermittelte Wenninger reichlich überliefertes Wissen aus längst vergangenen Zeiten über die Bedeutung von
Flurnamen. In einem Flurplan von 1850 wird die Ödung „Flachster“ wohl so bezeichnet, weil hier Flachs gedörrt wurde.
Die Teilnehmer erfuhren auch, dass 12 Bauern von den Gemeindeteilen „Alte Bretter“ verpflichtet waren, dem jeweiligen
Messner zur Fastenzeit einen Fastenlaib zu erbringen. „Kairlich“ ist der älteste aufgezeichnete Flurname Mündlings und war eine allgemeine Weidefläche, die 1802 unter den 78 Rechtlern aufgeteilt wurde. Weitere Gemeindeteile sind „Wiegenbetter“,
„Zwischenberg“ und „Krautgarten“. Aus dem Hang von den „Wiegenbettern“ wurde Material für den Bahnbau und
die Flurbereinigung entnommen.
Die Exkursion führte weiterhin nach Osten Richtung Sulzdorf, zum so genannten „Gerlesberg“. Wenninger verwies auch auf
die Stelle, an der im Januar 1944 ein Militärflugzeug vom Typ Dornier 217, ein zweimotoriger Bomber abgestürzt war, bei
dem es 3 Tote gab. Der Soldaten- und Kameradenverein Mündling errichtete an dieser Stelle im Jahre 2004 zum 60.
Jahrestag einen Gedenkstein, der dann auch den kirchlichen Segen erhielt.
Die Tour führte weiter zu einer Wasserreserve aus dem Jahre 1906, der ersten Wasserleitung zum Bahnhof. Hier erfuhren
die Teilnehmer, dass ca. 3000 italienische Gastarbeiter auf der Bahnstrecke von Donauwörth nach Treuchtlingen von 1903-
1906 beschäftigt waren. Am 01. Oktober 1906 war die Jungfernfahrt eines Zuges von Donauwörth nach Treuchtlingen.
Mündling hatte damals sogar eine eigene Polizeistation. Er wies auch auf die Gemarkungsgrenzen hin, die zugleich auch
die Jagdgrenzen waren. Weiter ging es über das „Himmelreich“, die Staatsforstgrenze „Ertelberg“ zur „Türkenwiese“.
Der Name Türkenwiese entstand aus dem Bestand des türkischen Klees, der Esperasette. Wie Josef Wenninger zu berich6
ten wusste, ist mündlich überliefert, dass hier angeblich ein Hauptmann mit seinem Gaul begraben ist. In der Nähe wurden
1906 zwei Gräber entdeckt. Die Bestattungen können aus der spätrömischen oder allemannischen Zeit aus den Jahren
300-500 n. Chr. sein, so die Dokumentation im Landesamt. Über den Biberhof wusste Wenninger folgendes: Der frühere
Name „Biburg“ – villa rustica – war ein römischer Gutshof mit etwa 100 Tagwerk. Er war ein klösterlicher Lehenhof Kaisheims
mit Fahrrecht nach Kaisheim. An Funden konnten auf dem Biberhof verzeichnet werden: Dinare, Gewänder und Fibeln.
Aufgrund der Luftbildarchäologie sind die Umrisse des Hofes genau zu erkennen, die sich bis über die Bahnlinie erstreckten.
Am sogenannten Apfelkeller hinterhalb des Himmelreichs Richtung Sulzdorf, fand 1829 ein Schweinehirte eine goldene Münze aus dem Jahre 329 unter Kaiser Dioclecian. Weiter ging es zu einer Erdfalle (Doline) wo das Wasser unterirdisch abfließtund bei Ebermergen wieder austritt.
Abschließend gab es für die Teilnehmer noch Kaffee und Kuchen.